Was wollen wir für ein Europa sein?

EU

Nachdem es nun wirklich ernst zu werden scheint mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU, stelle ich mir die Frage, was dieses künstliche Gebilde aus 28 Mitgliedsstaaten für mich ist.

Sicher, offiziell ist die Europäische Union ein Wirtschafts- und Währungsverbund – doch das längst nicht für alle Mitgliedsstaaten. Gerade einmal 19 Mitglieder zählt die Währungsunion.

In vielen Ländern postulieren EU-Gegner eine Abkehr von der EU. Und tatsächlich nimmt die Beliebtheit solcher zumeist rechtsgerichteten Populisten zu. Großbritanniens Bevölkerung hat am 23. Juni 2016 in einem Referendum mehrheitlich für einen Austritt gestimmt – und dass unvorstellbare Dinge Realität werden können, zeigt uns die Wahl des amerikanischen Präsidenten nur zu gut.

Droht der Union der Zerfall? Wäre es denn überhaupt so schlimm, gäbe es diese Vereinigung nicht mehr?

Schon Napoleon ersehnte einen geeinten Kontinent. Allerdings in einem völlig anderen Auswuchs.

Dennoch besteht der Wunsch nach einer Einheit schon Jahrhunderte. Das hat zahllose Gründe. Betrachtet man andere Kontinente, liegt ein Grund auf der Hand. Europa besteht aus vielen, kleinen Nationalstaaten. Europa hat ganze 51 Staaten und Territorien inne, was mehr ist als ganz Asien. Dabei hat Asien eine Fläche, die mehr als das Vierfache Europas misst.

Analysiert man die Annehmlichkeiten, die sich mit der Ausweitung der EU ergeben, sind diese auch nicht zu verachten: Nur weil man eben mal vier Stunden unterwegs ist und eine Freundin im nahe gelegenen Ausland besucht, muss man nicht noch die Währungen tauschen. Es kommt auch zu keinem lästigen, stundenlangen Schlangestehen an der Grenze. Selbst das Arbeiten und Leben innerhalb des europäischen Auslands ist unglaublich unkompliziert geworden. Alles Vorteile, die ich nicht mehr missen möchte. Auf der anderen Seite stehen die Zahlungen (an dieser Stelle egal welcher Art), die für andere Mitgliedsstaaten geleistet werden. Oder die vermeintliche Angst vor dem Verlust der nationalen Identität und Kultur. Auch die Sorgen um die Schwächung dieses doch eigentlich starken Landes kommen auf.

Diese Liste lässt sich beliebig fortführen. Wenn ich die beiden Perspektiven jedoch vergleiche, registriere ich auf der einen Seite Dinge, die tatsächlich so sind, und auf der anderen Seite Bedenken, die jedoch nicht oder nicht in einem solchen Ausmaß eingetreten sind.

Und nun?

Die Frage, ob ich mich als Europäerin oder Deutsche verstehe, würde ich mit letzteren beantworten. Dennoch sehe ich die EU positiv und als Chance gemeinsam näher zusammenzurücken. Somit nehme ich für meinen Teil keinen Zusammenhang zwischen einer „Europäisierung“ und dem Verlust der nationalen kulturellen Werte wahr, sondern vielmehr einen gemeinsamen Austausch und das Auflösen von Grenzen.

Es ist ein Thema, was natürlich einen viel komplexeren Diskurs als diesen hier erfordert. Ich möchte aber in Zeiten von ‚alternativen Fakten‘ und Lügenpresse dazu aufrufen, selbst und reflektiert über ein Thema nachzudenken, was uns alle angeht, sodass wir nicht in die Bredouille eines ‚Dexits‘ geraten.

Denn die EU ist keine Diktatur, kein Herrschen von ‚oben‘. Wir alle können Europa mitgestalten! 

Mich würde interessieren, wie ihr das Thema seht? Also bitte kommentieren 🙂 

 

 

Photo by Derek Bridges: https://www.flickr.com/photos/derek_b/