Mittlerweile gibt es ja eine Vielzahl an Blogs und Berichten zu diesem Thema. Daher möchte ich hier einen Überblick über das Wesentliche geben – natürlich aus meiner Sicht 😉
Das Wichtigste zuerst
Kinder sind kein Grund nicht mehr zu reisen und selbst backpacken – also nur mit dem Rucksack bewaffnet low-budget-mäßig ohne Vorbuchungen unterwegs sein – ist ohne Probleme möglich (Ausnahmen weiter unten)! Es ist ein anderes Reisen, aber weder schlechter noch besser – einfach anders. Auch die Anzahl der Kinder und das jeweilige Alter dieser geben die Richtung vor. Daher hier eine kleine Unterteilung mit geeigneten Reisezielempfehlungen, Extra-Kosten und Besonderheiten.
Reisen mit Babys bis 1 Jahr*
Meiner Meinung nach sind Babys ideale Reisebegleiter. Sie brauchen, sofern man stillen kann, nichts als Muttermilch und Nähe.
Geeignete Destinationen
Eigentlich gibt es hier keine Einschränkungen. Ich nutze meistens ein Babytragesystem. Somit bin ich von der Qualität der Straßen und Wege unabhängig. Nur in sehr, sehr heißen oder kalten Orten können der enge Körperkontakt bzw. die fehlenden Polsterungsmöglichkeiten für das Baby unangenehm werden, sodass ich dort eher einen Kinderwagen empfehlen würde. In heißen Gegenden sollte man die Mittagszeit meiden, Schattenplätze bevorzugen und vielleicht extra Wasser anbieten. Für stärkere Kälte würde ich zu keinen extra Vorsichtsmaßnahmen raten, solange das Baby dick eingepackt ist. Ich war mit meinem Baby auch schon bei -12°C draußen und meiner Kleinen hat es am wenigsten ausgemacht, da sie schön wollig warm in einen Schneeanzug und Fußsack gekuschelt wurde. Generell gilt hier: Immer im Nacken testen, ob das Kleine schwitzt oder sich zu kalt anfühlt.
Extra Kosten
- Nahrungsmittel: Keine, sofern man stillen kann.
- Hygieneartikel: Windeln kosten in den meisten Ländern schon mehr als in Deutschland. Hier muss man sich folglich auf etwas mehr Kosten einstellen. Das Gleiche gilt für Feuchttücher.
- Transport: Bei den meisten Airlines müssen Kinder bis zu 2 Jahre meistens nur einen geringen Aufpreis zahlen. Sie erhalten dafür zwar auch keinen Sitzplatz, aber oftmals darf man ganz vorne im Flugzeug sitzen und das Baby in das eigens dafür zur Verfügung gestellte Babybettchen legen. Wir saßen mal auf einem Flug ganz hinten und hatten zwischen Fenster und Sitzplatz einen kleinen Freiraum. Den bauten wir zu einer gemütlichen Liegewiese aus und unser Kleiner schlief den kompletten Flug über.
- Unterkunft: In den meisten Unterkünften sind Kinder bis mindestens 4 Jahre frei. Entweder es kann mit im Bett schlafen oder man kann ein Reisebett mitnehmen (ich empfehle an dieser Stelle ganz klar, das Deryan-Reisezeltbett).
Besonderheiten
Beim Flug
- Ich würde versuchen nachts zu fliegen. Dann besteht eine gute Chance, dass das Baby auch etwas mehr schläft. Sollte es doch etwas lauter werden, kannst du ja ein paar ‚Notfall-Kits‘ für die umliegenden Fluggäste vorbereiten mit Ohropax, Bonbons und einem süßen Entschuldigungszettel.
- Außerdem sollte immer etwas Spielzeug mit an Bord genommen werden.
- Bei Fliegen mit Kindern gibt es den Vorteil, dass man Extra-Gepäck mitnehmen kann wie etwa ein Reisebett und Buggy oder sonstiges .
Sonstiges
- Im ersten Jahr erhält man ja auch noch Elterngeld und ist meistens in Elternzeit. Es lohnt sich diese Zeit als Familie zu nutzen – es muss ja auch nicht gleich ein ganzes Jahr sein.
Reisen mit Babys bis 2 Jahre
Das Kind möchte schon selbst erkunden und lernt langsam seine Persönlichkeit zu entwickeln.
Geeignete Destinationen
Das Baby hat nun einen stärkeren Bewegungsdrang. Dem sollte man auch ab und zu nachgeben (können). Denn auch der Wille kommt so langsam zum Vorschein. Meinen Erfahrungen nach sind beispielsweise Städtereisen in sehr regnerische und dazu frische Gebiete eher ungeeignet. Dagegen sind Strände, Bauernhöfe oder Orte mit angrenzenden Spielwiesen oder anderen Kindern perfekt. Einen Carrier würde ich, sofern es das Kleine noch zulässt, auch hier wieder empfehlen. Ansonsten finde ich eine Kraxe, also ein Backpack mit integriertem Kindersitz (Deuter-Kid Comfort 3), extrem praktisch. Das Kind kann so ideal transportiert werden, sieht viel, hat Bewegungsfreiraum und kann darin auch schlafen. Die meisten Kraxen können abgestellt werden, dann hat man gleich einen Kindersitz. Auch die Kindersachen hat man immer parat. Und man ist wieder einmal unabhängig vom Terrain.
Extra Kosten
- Nahrungsmittel: Sollte das Kleine noch Brei essen, muss man entweder versuchen, selbst Früchte und Gemüse zu pürieren oder in den sauren Apfel beißen und Babygläschen kaufen, die im Ausland teurer sein können. Wenn der Krümel schon unpürierte Nahrung essen kann, ist es einfach. In allen Ländern gibt es Speisen die kindergeeignet sind.
- Hygieneartikel: Siehe Hygieneartikel bei Babys bis zu 1 Jahr.
- Transport: Siehe Transport bei Babys bis zu 1 Jahr. Wenn man mit Sitzplatz bucht, gibt es Airlines bei denen es trotzdem nicht gleich der volle Preis ist. Die Kinder bekommen meistens kleine Aufmerksamkeiten und können sich auch von der Bordunterhaltung berauschen lassen.
- Unterkunft: Siehe Unterkunft bei Babys bis zu 1 Jahr
Besonderheiten
Beim Flug
- Hier gilt das Gleiche wie schon bei Babys bis zu 1 Jahr. Nur muss man ggf. noch mehr und aktiver zur Unterhaltung der Kleinen beitragen. Also auch nicht Papier und Stifte sowie Bücher vergessen.
- Es ist übrigens erlaubt, Babygläschen und -getränke mit an Bord zu nehmen. Es kann zwar passieren, dass diese geöffnet werden, aber mitnehmen geht in jedem Fall.
Reisen mit Kindern bis 3 Jahre**
Das Kind kann aktiv und bewusst am Urlaub teilnehmen und Wünsche äußern.
Geeignete Destinationen
Da die meisten Kinder in diesem Alter sehr mobil sind, können sie selbst laufen. In Notfällen kann man sie ja auch ein Stück tragen. Zu steil oder zu weit sollte man die Kleinen aber auch nicht laufen lassen, da das ja schon für uns Erwachsene sehr anstregend sein kann. Jetzt können auch schon Museen und andere Unternehmungen für Kinder interessant sein. In diesem Alter sind es schon kleine Erwachsene, sie können äußern, wenn ihnen etwas fehlt bzw. sie etwas stört. Somit sind eigentlich alle Destinationen geeignet. Ein wenig altersentsprechende Unterhaltung (Spielplätze, andere Kinder, Tiere) schadet trotzdem nicht.
Extra Kosten
- Nahrungsmittel: Die Kleinen essen das, was auch wir essen und können probieren, was ihnen schmeckt.
- Hygieneartikel: Windeln sind nicht mehr notwendig, somit fallen hier keine Kosten mehr an.
- Transport: Es kann leider sein, dass das Kind den gleichen Flugpreis bezahlt wie die Eltern.
- Unterkunft: Siehe Babys bis zu 1 Jahr.
Zusätzliche Infos
Normalerweise schlafen wir in sehr günstigen Unterkünften, also entweder Guesthouses oder Hostels. Es lohnt sich auf jeden Fall ein Babyphone oder eine Babyphone-App zu nutzen. So kann das Kind schon schlafen und man selbst muss nicht im Zimmer bleiben. Aber immer gut abschließen und Gefahrenpunkte (offener Balkon, Kabel, spitze Gegenstände etc.) ausschließen bzw. beseitigen. Wir waren auch schon mal mit Kind couchsurfen. Sofern die Hosts kinderfreundlich sind, sehe ich auch dies als passende Alternative.
In den meisten Ländern sind die Menschen unheimlich kinderfreundlich – oftmals viel mehr als in Deutschland selbst. Da dürfen Kinder auch mal in Restaurants oder Bussen laut werden und sind auch so gern gesehene Gäste. Thailand ist, denke ich, auf diesem Gebiet nicht zu schlagen. Thailänder lieben kleine Kinder. In Restaurants kann man ganz gemütlich seine Mahlzeit verzehren, währenddessen bespaßen andere Gäste oder selbst die Angestellten dein Kind. Wir konnten selbst zu zweit schwimmen gehen, während eine Thailänderin auf unseren Kleinen aufpasste. Natürlich sollte man nicht unvorsichtig werden und etwaige Gefahrensituationen abwägen, aber man kann hier gut seiner Intuition trauen.
Wann backpacken mit Kindern zur Herausforderung wird
Abraten würde ich davon mit Kindern auf diese Art zu reisen, wenn man hochschwanger ist. Sollte es nur die Reise zu einem gemütlichen Strandaufenthalt werden, steht eine Schwangerschaft dem natürlich nicht im Wege, aber Trekkingtouren, strapaziöse Fahrten und extrem unhygienische Zustände sind dann vielleicht doch zu viel des Guten. Selbes gilt, wenn Verletzungen oder Krankheiten an den Eltern nagen.
Auch wenn sich das Kind gerade in einer sehr starken Autonomiephase befindet, sollte man vielleicht versuchen die Ziele und Unternehmungen möglichst kinderfreundliche zu gestalten (siehe ‚Geeignete Destinationen mit Kindern bis zu 3 Jahren‘)
Ihr seht also, es lohnt sich, bis auf wenige Ausnahmen, in jedem Fall auch mit Kindern zu verreisen. Die zusätzlichen Kosten sind dabei überschaubar. Einzig anfangs die Hygieneartikel bzw. wenn die Kleinen etwas älter sind, die Flugtickets können das Budget ein wenig ausdehnen. Und die intensiven Momente und Reaktionen der Kleinen auf eine ungewohnte Umgebung wird euch bestätigen, alles richtig gemacht zu haben 🙂
Was sind eure Erfahrungen mit Kindern auf Reisen? Hinterlasst dazu gerne ein Kommentar!
*Grobe Einteilung zur besseren Übersicht. Jedes Kind entwickelt sich anders und hat einen eigenen Charakter. Ich gebe hier nur meine Erfahrungen wieder
**Mit älteren Kindern habe ich noch keine eigene Erfahrung gemacht 😉