Wir leben in einer Zeit, in der die meisten Menschen frei und selbstbestimmt leben können. Einige ziehen sogar, auch dank der Digitalisierung, durch die Welt, verbringen den ganzen Tag mit der Familie und machen dabei noch ihre Leidenschaft zum Beruf. Dass dies für den einen einfacher als für den anderen machbar ist, ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass es den wenigsten Menschen zumindest in Deutschland wirklich schlecht gehen muss (aus finanzieller und sicherheitstechnischer Sicht). Wir können uns unabhängig und frei ohne Unterdrückung bewegen.
Sklaverei im 21. Jahrhundert?!
Es gibt aber auch Menschen, die gar keine Möglichkeit auf so ein Leben haben, Menschen die komplett unfrei sind – Opfer moderner Sklaverei.
Wird man mit dem Begriff der Sklaverei konfrontiert, denkt man unweigerlich an den Mitte des 15. Jahrhunderts beginnenden und rund 400 Jahre andauernden transatlantischen Sklavenhandel. In diesem Zeitraum wurden geschätzte 40 Millionen Afrikaner verschleppt und versklavt. Nur etwa ein Viertel dieser überlebten diese Tortur.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Sklaverei weitestgehend abgeschafft. Darauf folgten 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sowie die Europäische Menschenrechtskonvention 1953. Trotzdessen wurde Zwangsarbeit weiterhin in einigen Staaten toleriert. So bestand bis 1980 in Mauretanien kein gesetzliches Verbot gegen Sklaverei.
Dass es jedoch auch noch heutzutage Menschen in Knechtschaft geben kann, wirkt grotesk. Leben wir doch in aufgeklärten Zeiten, in denen der Schutz der Menschenrechte oberste Priorität hat. Die Pluralisierung sowie Individualisierung der Lebensstile schreiten immer mehr voran. Sicher gilt das vorwiegend für Menschen in Industrienationen. Dennoch: Die Vorstellung, dass Menschen in vollkommener Unterdrückung und Abhängigkeit leben, ist nur schwer vorstellbar.
Erst beim intensivieren Nachdenken, bemerkt man, dass man tatsächlich dem Thema Sex- oder auch Arbeitssklaverei schon einmal auf die ein oder andere Weise begegnet ist. Meistens hat man in irgendeiner TV-Doku über moderne Sexsklaven etwas gehört. Das hat man vielleicht auch mit Schrecken zu Kenntnis genommen, aber dann auch schnell wieder vergessen. Zum einen wurde das Ausmaß möglicherweise nicht ganz klar oder man wollte sogar helfen, fühlte sich aber ohnmächtig dem gegenüber und wusste gar nicht, wo man denn helfen und an wen man sich wenden solle. Hinzu schleicht sich der Gedanke, dass man so ganz allein ja eh nichts ausrichten, geschweige denn ändern könne.
⇒ 45,8 Millionen Menschen leben in moderner Sklaverei
Mir geht es so gut hier in Deutschland. Das ist mir bewusst und ich möchte etwas zurückgeben, denjenigen helfen, denen es nicht so gut geht. Seitdem ich Kinder habe ist es mir umso wichtiger, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Kinder sollen behütet und unbeschwert aufwachsen. Sie sollen spielen und entdecken können und sich dabei der Geborgenheit ihrer Eltern gewiss sein.
Dass es auf der Welt fünfjährige Jungs gibt, die unter prekärsten Bedingungen jeden Tag 14 Stunden schuften müssen, Gewalt erfahren und tagtäglich mit dem Tod konfrontiert werden, ist dabei unvorstellbar. Genauso unvorstellbar ist es, dass ein neun Monate alter Säugling vor laufender Webcam sexuell gequält wird. Auch dass ein zehnjähriges Mädchen sexuelle Dienste anbieten muss. Werden einem diese Gräueltaten entgegen geschmettert, kann man das zunächst nicht glauben. Aber das ist Realität. Nicht nur Kinder sind betroffen, auch Frauen und Männer. Es gibt derzeit schätzungsweise 45,8 Millionen Opfer moderner Sklaverei weltweit1! Jährlich werden ca. zwei Millionen Kinder zu kommerziellen Zwecken sexuell ausgebeutet!2
Das sind unglaubliche Zahlen angesichts dessen, dass wir doch meinen sollten in einer zivilisierten Welt aufzuwachsen.
Der Kampf gegen die Sklaverei
Ich möchte das nicht einfach so hinnehmen. Ich bin frei und will, dass alle Menschen frei sein können. Doch wo anfangen? Wie helfen? Als ich nach Antworten auf diese Fragen suchte und im Netz recherchierte, stieß ich auf International Justice Mission (IJM). Ich informierte mich über deren Arbeitsweise, Werte, Mitmach-Möglichkeiten – und Erfolge. Die Arbeit von IJM überzeugte mich so sehr, dass ich mich als ehrenamtliche Botschafterin bewarb. Darüber lernte ich noch mehr über IJM und ihre Tätigkeit.
⇒ 32.000 Menschen konnten bisher aus Sklaverei durch IJM befreit werden
Der Ansatz von IJM ist nicht nur auf die Befreiung der Opfer von Sklaverei beschränkt. IJM hat eine ganzheitliche Herangehensweise. Vier Säulen machen diese aus.
- Opfer befreien
- Täter überführen
- Menschen stärken
- Rechtssysteme stärken
Das Interessante dabei ist, dass sie mit den örtlichen Behörden und Regierungen kooperieren. Sie arbeiten nicht gegen das Recht, sondern mit diesem und helfen Rechtslücken zu schließen. Außerdem beschäftigen sie lediglich Experten um innerhalb jeder Säule, Fachkompetenz gewährleisten zu können. 96% dieser Experten sind nationale Mitarbeiter, also Menschen, die die Mentalität und Kultur vor Ort selbst bestens kennen.
Besonders schön finde ich es, dass die Opfer danach sich nicht selbst überlassen werden. Meist sind diese Menschen schlimm traumatisiert. Mitarbeiter kümmern sich über Jahre (!) um diese, um ihnen so einen Wiedereinstieg ins Leben überhaupt möglich zu machen.
Und dann ist da noch die Erfolgsquote. Es kann tatsächlich Menschen geholfen werden, es werden tatsächlich Opfer aus der Sklaverei befreit. 🙂 Es konnten durch die Arbeit von IJM bereits 32.000 Menschen befreit werden.
Ihr müsst euch jetzt nicht alle bei IJM engagieren. Es ist auch völlig egal, ob ihr überhaupt über eine NGO, Stiftung, Institution oder im Alleingang aktiv werdet. Es ist nur wichtig, dass ihr aktiv werdet! Ich weiß, ich wollte den pädagogischen Zeigefinger unten lassen. Bei diesem Thema fällt mir das zugegebenermaßen sehr schwer. Für mich ist es einfach unerträglich, dass Kinder, Frauen und Männer Tag für Tag solche Gräueltaten erleben müssen. Diese Menschen können sich nicht allein befreien. Sie brauchen Unterstützung. Nutzen wir doch die Privilegien, die wir haben. Wir sind frei, nicht arm und leben in Sicherheit. Ganz gleich, ob ihr spendet, auch wenn es nur 1€ ist, ob ihr davon berichtet, ehrenamtlich tätig werdet oder selbst etwas hochzieht, jeder Einsatz hilft auch anderen Menschen ein freies und selbstbestimmtes Leben ohne physische und psychische Gewalt zu ermöglichen.
Ich verlinke auch hier einmal zur Seite von IJM.
Wenn ihr mehr Infos wollt oder Fragen habt, schreibt mir gern!