Wie du trotz Niederlagen deinen Weg gehen kannst

Ich habe genaue Vorstellungen für mein Leben – nicht unbedingt, wo ich in drei Monaten oder fünf Jahren sein werde oder was ich dann machen werde, aber ich weiß, was mir im Leben wichtig ist und WIE ich leben möchte.

Ich möchte den Großteil meiner Zeit an Orten verbringen, an denen ich mich wohlfühle, mit Leuten, die mir wichtig sind, und mich mit Dingen beschäftigen, die mir etwas bedeuten. Das heißt natürlich nicht, dass es 365 Tage im Jahr Sonnenschein geben muss. Es darf auch anstrengend und stressig werden und es darf auch mal schwierige Zeiten geben. Mein Leben soll von diesen Zeiten aber nicht dominiert werden. Ich möchte das Leben als Geschenk sehen und genießen können.

Ein Sturm zieht auf…

Mit dieser Vision vor Augen gehe ich zuversichtlich in die Zukunft und kann mich auch bei Gegenwind gut behaupten. Nur manchmal passiert es dann eben doch: Aus dem Wind, der mir entgegen bläst, entwickelt sich ein handfester Sturm. Hält dieser nicht allzu lange an, ist das alles auch kein Drama. Es geht weiter. Doch es gibt Zeiten im Leben, da entwickelt solch ein Sturm eine schier unglaubliche Kraft. So stark, dass es einem einfach nicht möglich ist voran zu kommen. Schlimmer noch, es wird ein Tornado, der dir die Füße unter dem Boden weg- und dich mitreißt. Auf einmal befindest du dich nicht mehr auf dem eingeschlagenen Pfad, den du doch so lange gegangen bist. Du bist überall und nirgendwo. Orientierung ade. 

Manchmal kann das gut sein. Dein Leben wird auf den Kopf gestellt und man muss sich neu aufstellen. Erst wirkt diese große Veränderung befremdlich, doch mit der Zeit merkt man, dass es genau das war, was man gebraucht hat. So war es damals, als ich schwanger wurde. Ich wurde komplett aus meinem damaligen Leben gefegt. Mitten im Tornado entschloss ich mich, ruhig zu bleiben und erst einmal zu sehen, wohin mich diese Reise bringt. Als der Sturm nachließ, eruierte ich meine Situation und informierte mich über alle möglichen Alternativen. Vom Sturm abgesetzt an einem mir unbekannten Ort, fand ich einen Weg, der mich meine Vision wieder sehen ließ. Dass dieser neue Weg viel aufregender und bunter war als der vorige, ließ mich für den Tornado danken, der mich auf diese Bahn gelenkt hatte.

Manchmal gibt es aber Stürme, die einem jegliche Kraft rauben und von denen man glaubt, sich nie wieder erholen zu können bzw. seine Vision begraben sieht. 

In meinem Fall nennt sich dieser Wirbelsturm gerade Arbeitslosigkeit. Mit meiner Vision vor Augen stürzte ich mich nach meinem Abschluss voller Zuversicht in die Bewerbungsphase. Ich bewarb mich anfangs auch auf Stellen, die nicht wirklich zu mir passten. Ich wurde eingeladen und bekam sogar die Zusage, entschied mich dann aber doch dagegen. Es wäre nicht das Richtige gewesen. Mit der Zeit entwarf ich eine genauere Idee für meinen zukünftigen Berufsweg. Nur leider wurde damit die Auswahl kleiner. Die ersten starken Böen kamen auf. Ein paar interessante Stellen fand ich dann doch. Zusagen ließen aber auf sich warten. Die Böen entwickelten so langsam Orkanstärke. Auf meinem Weg weiter zu gehen, erforderte deutlich mehr Kraft. Aber ich biss die Zähne zusammen und weiter ging’s. Es schien so, als würde der Sturm langsam nachlassen, denn ich bekam positive Rückmeldungen auf einige Bewerbungen und neue Optionen ergaben sich. Doch das sollte nur die Ruhe vor dem Tropensturm sein, der noch einmal alle seine Kräfte mobilisierte, um dann vollends zu zuschlagen. Die Jobinterviews liefen gut, letztlich eingestellt wurde ich nicht. Auch die vorher sich so vielversprechend anhörenden Optionen verliefen im Sand. Auch wenn ich Widerstand leistete, hatte ich keine Chance, ich wurde einfach weggerissen. 

Irgendwann landete ich hart auf dem Boden der Tatsachen: immer noch arbeitslos, keine neuen, interessanten Jobs, die kleinen Mini-Tätigkeiten waren weder zeit-, sinn-, noch Portemonnaie füllend und keine Aussicht auf Veränderung. So saß ich mal wieder abgeworfen im Nirgendwo und musste mich aufmachen, meinen Weg zu finden. Und dann fand ich ihn – zumindest dachte ich das bis sich herausstellte, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Und so lief ich und kam doch nirgends an. 

Lost

Jetzt kommt wieder meine Vision, meine Idee vom Leben ins Spiel. Ich wusste noch immer wie diese aussah, ich musste ja nur wieder meinen Weg finden. Aber wenn man gefühlt eine Ewigkeit auf den Beinen ist, seinen Lebenstraum und sich völlig aus den Augen verliert und sich verrennt, wird man irgendwann lahm und kraftlos. Dann fragt man sich, ob vielleicht ein anderer Weg der richtige ist, auch wenn man sich nicht zu 100% wohl auf diesem fühlt. Hin und wieder beschleicht einen das Gefühl doch seinen ursprünglichen Pfad suchen zu müssen, denn er kann ja nicht weg sein, aber dann meldet sich das Verantwortungsbewusstsein: Man muss doch an seine Familie denken. Wie könne man denn als orientierungslose Person, seine Kinder sicher geleiten? Und man muss doch auch als gutes Vorbild voran gehen. Wie soll das gehen, wenn man nicht vorankommt? Dann melden sich liebe Personen, die nur das Beste für einen möchten: Man müsse an die Zukunft denken. Will man denn ewig nur hin- und herrennen und letztlich nirgends ankommen und auf der ewigen Suche vor Erschöpfung oder sonstigem kläglich krepieren? Und dann ist da noch das eigene Ego: Man wird immer älter und was hat man erreicht? Von welcher Leistung kann man stolz berichten?

Also wieder auf den Weg begeben, der am naheliegendsten scheint? Der zwar von meinem Lebenstraum so sehr abweicht, aber immerhin komme ich doch dann voran, oder? Ich stehe also im Nichts und habe die Möglichkeit diesen Weg zu gehen, der sich für mich nicht gut anfühlt, aber die aufgeworfenen Fragen besänftigend beantworten könnte. Ich habe natürlich auch die Option mich verzweifelt fallen zu lassen, mich zu bemitleiden und mich dieser Situation völlig auszuliefern und zu brechen. Oder ich habe die Möglichkeit, der winzigen Hoffnung, die noch in mir ist, Raum zu geben und wachsen und gedeihen zu lassen und mich einfach aufzumachen, einen Weg zu finden, auf dem ich mich wohl fühle. Auch wenn das heißt, dass ich viele Kilometer gehen muss, nur um festzustellen, dass es die falsche Richtung war. Auch wenn das heißt, dass ich erst einmal einen anderen Weg einschlage und jede Chance wahrnehme, einen neuen Weg zu gehen, um irgendwann wieder bei meiner Vision anzukommen. Es kann auch heißen, dass ich mir zur Not unter Tränen und Schweiß meinen eigenen Weg bahne. Es wird hart, es wird anstrengend, aber ich finde meinen Weg. Davon bin ich überzeugt. 

Konkret heißt das, dass alle Fragen berechtigt sind, vor allem diese, die im Zusammenhang mit mir als Mutter stehen. Ich habe die Verantwortung für kleine Wesen ich bin nicht mehr nur ich.

Denn ja, als es nur mich gab, existierten gefühlt immer eine Vielzahl an Möglichkeiten, seinen Weg zu gehen. Ich musste nur etwas flexibel sein. Diese Flexibilität ist mit Kindern (oder Tieren, pflegebedürftigen Angehörigen, Krankheiten, Schulden etc.) eingeschränkt. Aber es ist trotzdem möglich. Vielleicht nicht in einem so schnellen Tempo wie zuvor, vielleicht auch nicht in solch einem Ausmaß wie zuvor, aber es ist möglich. Auch hier ist das Zauberwort Flexibilität. Jetzt muss man vielleicht hin und wieder mal Kompromisse eingehen, aber solche, die es wert sind und die nicht die selbst gesetzten und für gut befundenen Prioritäten umstürzen.

Wo wir beim Umstürzen sind: Auch ein Sturm kann wieder aufkommen. Doch keine Angst davor! Der Schlimmste Fall, der eintreten kann, ist, dass man erneut in einem Wirrwarr landet und seinen Pfad weit und breit nicht erblicken kann. Man steht also wieder da. Aber diesmal weiß man, dass es immer einen Weg gibt, auch wenn es anfangs nicht der direkte Weg zum Ziel ist. Man sucht eine Route, die halbwegs zu einem passt und nutzt die Gelegenheiten, die sich auf dieser ergeben und zur Not erschafft man sich seinen eigene eben selbst. Dass das alles andere als einfach ist, ist klar. Klar ist aber auch, dass es sich lohnt!

Auf die Haltung kommt es an

Als ich damals schwanger wurde, empfand ich den Sturm doch als weniger heftig im Vergleich zur aktuellen Situation – obgleich die Umstände definitiv lebensverändernder waren. Der Unterschied lag vielleicht darin, dass ich keine Wahl hatte. Ich musste in dieser neuen Umgebung klar kommen und diese annehmen. Ich musste einen Weg in all dem Chaos, das dieser Sturm zurückgelassen hatte, finden. Und vielleicht sollte ich in solchen Situationen viel häufiger so reagieren, sie akzeptieren und daraus einen Weg enstehen lassen.

Ich bewerbe mich jetzt auf für mich nicht ganz so interessante Stellen – allerdings nur halbtags. Auf diese Weise kann ich die Fragen, die mich persönlich drängen, ausschalten. Ich bin tätig, habe eine feste Aufgabe, lerne neue Dinge, steige ins Berufsleben ein und verdiene Geld. Daneben habe ich noch genug Zeit für meine Herzensangelegenheiten und Familie. Momentan ist das die Option, die für mich am besten passt. Das kann sich jederzeit ändern. Aber das ist, was ich aus diesen Erfahrungen mitgenommen habe: Flexibilität, ohne dabei faule Kompromisse einzugehen oder seine Werte zu verkaufen, ist das A und O. Man muss immer wieder seine Vorstellungen anpassen und neu einstellen. Durch bestimmte Lebensereignisse können plötzlich ganz andere Werte vordergründig werden. Nicht zu starr sein, ist hier die Devise.

Dieser Post ist keine Schritt-für-Schritt-Anleitung Niederlagen zu begegnen und an seinen Träumen festzuhalten. Meiner Meinung nach gibt es dafür kein Patentrezept. Jeder Weg ist anders, jede Situation ist anders. Es gibt aber sechs wesentliche Faktoren, die meiner Meinung nach helfen, mit solchen Gegebenheiten umgehen zu können ohne dabei seinen Weg aus den Augen zu verlieren – und beim nächsten Sturm gewappnet zu sein:

  1. Akzeptiere die Situation! Es ist (meistens) erst einmal nicht zu ändern. Dinge, die du nicht beeinflussen kannst, wird es immer geben. Vergeude da nicht deine Kraft. Nimm die nicht änderbaren Umstände als gegeben, als Ausgangspunkt an und lass dich auf diese neue Situation ein.
  2. Sei Flexibel! Stell dich auf die neue Situation ein und hinterfrage deine Vorstellungen und Werte. Vielleicht ist ein anderer Weg ja jetzt genau der richtige für dich.
  3. Die Mühe und der Aufwand lohnen sich! Vielleicht findest du sofort deinen Weg und alles ist paletti, wenn nicht, steck den Kopf nicht in den Sand, sondern krempel die Ärmel hoch und leg los. Ich habe in dieser Zeit meinen Blog aufgebaut und mich mit einigen Programmiersprachen beschäftigt. Das konnte ich an anderer Stelle nutzen.
  4. Solltest du noch einmal zurückfallen, gönn dir eine Pause und ruh dich aus! Auch das ist manchmal notwendig, um wieder zu Kräften zu kommen.
  5. Lass deine Vision nicht aus den Augen! Habe sie mental immer vor dir, dann weißt du, ob es der richtige Weg ist oder nicht. Außerdem wird es dich motivieren weiterzumachen.
  6. Und zum Schluss: hab Vertrauen! Wenn du zurückschaust, wirst du sehen, dass es immer irgendwie einen Weg gab, auch wenn er manchmal steinig war und du am liebsten aufgegeben hättest. Du bist schon so weit gekommen und es geht noch viel weiter. Es erwartet dich noch so viel entlang deines Weges. Hab keine Angst vor dem falschen Weg oder der falschen Entscheidung, es gibt immer wieder Gelegenheiten einen anderen Pfad einzuschlagen.

Wie gehst du mit Niederlagen um? Was ist dein bester Tipp einem Sturm Einhalt zu gebieten oder nach einer Bruchlandung wieder aufzustehen? Ich freue mich über eure Anregungen 🙂

 

 

Warum es auch noch heutzutage wichtig ist, sich für die Freiheit und ein Ende der Sklaverei einzusetzen

Wir leben in einer Zeit, in der die meisten Menschen frei und selbstbestimmt leben können. Einige ziehen sogar, auch dank der Digitalisierung, durch die Welt, verbringen den ganzen Tag mit der Familie und machen dabei noch ihre Leidenschaft zum Beruf. Dass dies für den einen einfacher als für den anderen machbar ist, ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass es den wenigsten Menschen zumindest in Deutschland wirklich schlecht gehen muss (aus finanzieller und sicherheitstechnischer Sicht). Wir können uns unabhängig und frei ohne Unterdrückung bewegen.

Sklaverei im 21. Jahrhundert?!

Es gibt aber auch Menschen, die gar keine Möglichkeit auf so ein Leben haben, Menschen die komplett unfrei sind – Opfer moderner Sklaverei. 

Wird man mit dem Begriff der Sklaverei konfrontiert, denkt man unweigerlich an den Mitte des 15. Jahrhunderts beginnenden und rund 400 Jahre andauernden transatlantischen Sklavenhandel. In diesem Zeitraum wurden geschätzte 40 Millionen Afrikaner verschleppt und versklavt. Nur etwa ein Viertel dieser überlebten diese Tortur. 

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Sklaverei weitestgehend abgeschafft. Darauf folgten 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sowie die Europäische Menschenrechtskonvention 1953. Trotzdessen wurde Zwangsarbeit weiterhin in einigen Staaten toleriert. So bestand bis 1980 in Mauretanien kein gesetzliches Verbot gegen Sklaverei.

Dass es jedoch auch noch heutzutage Menschen in Knechtschaft geben kann, wirkt grotesk. Leben wir doch in aufgeklärten Zeiten, in denen der Schutz der Menschenrechte oberste Priorität hat. Die Pluralisierung sowie Individualisierung der Lebensstile schreiten immer mehr voran. Sicher gilt das vorwiegend für Menschen in Industrienationen. Dennoch: Die Vorstellung, dass Menschen in vollkommener Unterdrückung und Abhängigkeit leben, ist nur schwer vorstellbar.

Erst beim intensivieren Nachdenken, bemerkt man, dass man tatsächlich dem Thema Sex- oder auch Arbeitssklaverei schon einmal auf die ein oder andere Weise begegnet ist. Meistens hat man in irgendeiner TV-Doku über moderne Sexsklaven etwas gehört. Das hat man vielleicht auch mit Schrecken zu Kenntnis genommen, aber dann auch schnell wieder vergessen. Zum einen wurde das Ausmaß möglicherweise nicht ganz klar oder man wollte sogar helfen, fühlte sich aber ohnmächtig dem gegenüber und wusste gar nicht, wo man denn helfen und an wen man sich wenden solle. Hinzu schleicht sich der Gedanke, dass man so ganz allein ja eh nichts ausrichten, geschweige denn ändern könne.


⇒ 45,8 Millionen Menschen leben in moderner Sklaverei 


Mir geht es so gut hier in Deutschland. Das ist mir bewusst und ich möchte etwas zurückgeben, denjenigen helfen, denen es nicht so gut geht. Seitdem ich Kinder habe ist es mir umso wichtiger, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Kinder sollen behütet und unbeschwert aufwachsen. Sie sollen spielen und entdecken können und sich dabei der Geborgenheit ihrer Eltern gewiss sein.

Dass es auf der Welt fünfjährige Jungs gibt, die unter prekärsten Bedingungen jeden Tag 14 Stunden schuften müssen, Gewalt erfahren und tagtäglich mit dem Tod konfrontiert werden, ist dabei unvorstellbar. Genauso unvorstellbar ist es, dass ein neun Monate alter Säugling vor laufender Webcam sexuell gequält wird. Auch dass ein zehnjähriges Mädchen sexuelle Dienste anbieten muss. Werden einem diese Gräueltaten entgegen geschmettert, kann man das zunächst nicht glauben. Aber das ist Realität. Nicht nur Kinder sind betroffen, auch Frauen und Männer. Es gibt derzeit schätzungsweise 45,8 Millionen Opfer moderner Sklaverei weltweit1! Jährlich werden ca. zwei Millionen Kinder zu kommerziellen Zwecken sexuell ausgebeutet!2

Das sind unglaubliche Zahlen angesichts dessen, dass wir doch meinen sollten in einer zivilisierten Welt aufzuwachsen. 

Der Kampf gegen die Sklaverei

Ich möchte das nicht einfach so hinnehmen. Ich bin frei und will, dass alle Menschen frei sein können. Doch wo anfangen? Wie helfen? Als ich nach Antworten auf diese Fragen suchte und im Netz recherchierte, stieß ich auf International Justice Mission (IJM). Ich informierte mich über deren Arbeitsweise, Werte, Mitmach-Möglichkeiten – und Erfolge. Die Arbeit von IJM überzeugte mich so sehr, dass ich mich als ehrenamtliche Botschafterin bewarb. Darüber lernte ich noch mehr über IJM und ihre Tätigkeit. 


⇒ 32.000 Menschen konnten bisher aus Sklaverei durch IJM befreit werden


Der Ansatz von IJM ist nicht nur auf die Befreiung der Opfer von Sklaverei beschränkt. IJM hat eine ganzheitliche Herangehensweise. Vier Säulen machen diese aus.

  • Opfer befreien
  • Täter überführen
  • Menschen stärken
  • Rechtssysteme stärken

Das Interessante dabei ist, dass sie mit den örtlichen Behörden und Regierungen kooperieren. Sie arbeiten nicht gegen das Recht, sondern mit diesem und helfen Rechtslücken zu schließen. Außerdem beschäftigen sie lediglich Experten um innerhalb jeder Säule, Fachkompetenz gewährleisten zu können. 96% dieser Experten sind nationale Mitarbeiter, also Menschen, die die Mentalität und Kultur vor Ort selbst bestens kennen. 

Besonders schön finde ich es, dass die Opfer danach sich nicht selbst überlassen werden. Meist sind diese Menschen schlimm traumatisiert. Mitarbeiter kümmern sich über Jahre (!) um diese, um ihnen so einen Wiedereinstieg ins Leben überhaupt möglich zu machen. 

Und dann ist da noch die Erfolgsquote. Es kann tatsächlich Menschen geholfen werden, es werden tatsächlich Opfer aus der Sklaverei befreit. 🙂 Es konnten durch die Arbeit von IJM bereits 32.000 Menschen befreit werden. 

Ihr müsst euch jetzt nicht alle bei IJM engagieren. Es ist auch völlig egal, ob ihr überhaupt über eine NGO, Stiftung, Institution oder im Alleingang aktiv werdet. Es ist nur wichtig, dass ihr aktiv werdet! Ich weiß, ich wollte den pädagogischen Zeigefinger unten lassen. Bei diesem Thema fällt mir das zugegebenermaßen sehr schwer. Für mich ist es einfach unerträglich, dass Kinder, Frauen und Männer Tag für Tag solche Gräueltaten erleben müssen. Diese Menschen können sich nicht allein befreien. Sie brauchen Unterstützung. Nutzen wir doch die Privilegien, die wir haben. Wir sind frei, nicht arm und leben in Sicherheit. Ganz gleich, ob ihr spendet, auch wenn es nur 1€ ist, ob ihr davon berichtet, ehrenamtlich tätig werdet oder selbst etwas hochzieht, jeder Einsatz hilft auch anderen Menschen ein freies und selbstbestimmtes Leben ohne physische und psychische Gewalt zu ermöglichen.

Ich verlinke auch hier einmal zur Seite von IJM.

Wenn ihr mehr Infos wollt oder Fragen habt, schreibt mir gern!

 

1Walk Free Foundation (2016). The Global Slavery Index 2016
 2 International Labour Organization (2002). A future without child labour. Global Report under the Follow-up to the ILO Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work. ILO: Geneva

 

 

Erfahrungsbericht zum Augenlasern in Istanbul

Im Alter von 12 Jahren ließ ich das erste Mal meine Augen überprüfen, da ich in der Schule Probleme hatte an die Tafel Geschriebenes zu lesen oder Nummernschilder an Autos zu erkennen, selbst wenn ich daneben stand. Die Diagnose der Augenärztin war dann auch recht eindeutig: Ich sei eine Gefahr für mich und den Straßenverkehr so ohne Sehhilfe!

Das leidige Thema Sehhilfe

Gut, bei unter 0,2% Sehleistung, einem Dioptrie-Wert von 4,75, nicht weiter verwunderlich. Ich weigerte mich schon zu diesem Zeitpunkt eine Brille zu tragen und so setzte mir die Augenärztin Kontaktlinsen ein. Ich sollte sie der Übung halber einmal rausnehmen, schaffte es aber nicht. Die Ärztin mokierte sich darüber ein wenig und entließ mich mit dem liebgemeinten Hinweis, dass es bisher niemanden in ihrer Praxis gab, der das nicht bewältigt hätte. Ich sollte es den Abend üben. Und das tat ich – drei Stunden lang. Abends um 22 Uhr saß ich am Tisch und heulte, weil meine Augen schmerzten und ich diese doofen Dinger nicht rausbekam. Ende vom Lied war, dass mein Vater mit mir zur Notaufnahme fuhr und sie mir dort entfernt wurden.

So musste ich wohl oder übel mit meiner Brille vorlieb nehmen, die ich allerdings selten trug. Denn zum einen machte ich viel Sport und da stört so eine Brille natürlich mächtig. Desweiteren nervte diese Art der Sehhilfe im Sommer beim Baden und am Strand, denn tauchen geht nur ohne Brille. Also musste ich die Schritte bis zum Wasser ohne gehen, was bei einem Dioptrien-Wert von -4,75 nicht einfach ist. War ich erst einmal im Wasser, hätte ich auch nicht sehen können, ob sich jemand an meinen Wertgegenständen am Ufer bediente. Auch Haie hätte ich vermutlich erst bemerkt, wenn schon ein Bein im Maul des Haifisches wäre. Ein weiterer Grund, der für mich gegen eine Brille sprach, ist das ständige putzen der dieser – bei Staub, bei Regen, in feucht-warmen Räumen…Nicht zuletzt fühlte ich mich auch optisch etwas degradiert.

Dennoch rührte ich wegen dieser negativen Erfahrung zwei Jahre lang keine Kontaktlinsen an. Mit 14 wagte ich dann aber doch noch einmal einen neuen Versuch, nachdem ich eine Freundin beobachtet hatte, wie sie die Linsen einfach so während des Laufens mit einem Wisch aus ihren Augen holte. Sie empfahl mir ein Kontaktlinsenstudio. Und tatsächlich gab es eine viel einfachere Technik, die ich im Nu beherrschte. Die Welt war mit Kontaktlinsen auf einmal eine andere. Ich fühlte mich freier und unabhängiger. Allerdings hielt die Freude nicht ewig. Ich habe sehr trockene Augen. Daher brannten die Linsen oft beim Einsetzen oder zu langem Tragen. Je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es mit den Linsen. Das letzte Jahr blieb mir sogar nichts anderes mehr übrig als fast vollständig auf Linsen zu verzichten und stattdessen wieder einmal eine Brille zu nutzen. 

Diese etwas längere Einführung soll zum einen zeigen, dass a) eine Brille nie wirklich eine Option für mich war und b) ich wirklich sehr empfindlich bin, was meine Augen betrifft.

Ich habe mittlerweile einige Bekannte, die sich die Augen lasern ließen. Aber irgendwie war ich nie richtig davon überzeugt bzw. es fehlte mir der Mut – ganz abgesehen von den enormen Kosten. Als ich meinen jetzigen Partner kennenlernte, hatte dieser schon gelaserte Augen. So wie sein Bruder auch. Beide sind auch noch heute mehr als zufrieden mit dem Ergebnis und würden es jedem weiterempfehlen. Mein Freund schwärmte immer wieder von diesem Erlebnis. Denn er und sein Bruder ließen sich in Istanbul die Augen lasern. Die Laserkosten betragen dort nur etwa ein Drittel der Kosten in Deutschland. Gut. Das ist ein eindeutiges Pro-Argument. Dennoch kommen natürlich Fragen hinsichtlich der Sicherheit und Erfahrung auf. Es geht schließlich ums Augenlicht! Ich kann natürlich nicht für alle Ärzte und Kliniken in Istanbul oder generell außerhalb Deutschlands sprechen, aber was die Klinik betrifft, in der mein Partner, sein Bruder und ich es haben machen lassen, definitiv. 

Augenlasern in Istanbul – Dr. Leyla Kandur Lasik Institut

Vornweg ist erst einmal zu sagen, dass im Lasik Institut Deutsch gesprochen wird. So braucht man schon mal keine Angst zu haben, dass durch irgendwelche Übersetzungsfehler Unsicherheiten auftreten. Auch deren Seite ist in deutscher Sprache. Man kann sich dort gut über alles informieren, sieht, was für eine Laser-OP vorab benötigt wird und kann Termine vereinbaren. 

Es ist tatsächlich so einfach!

Ich wusste schon von meinem Freund, dass die Dioptrien-Werte mindestens ein Jahr lang konstant sein sollten. Also ging ich zum Optiker und ließ meine Werte bestimmen. Erstaunlicherweise hatten sie sich wirklich kein bisschen geändert. Um auszuschließen, dass ich irgendeine Augenkrankheit hatte, die vielleicht einen Eingriff verändert hätte, machte ich noch einen Termin mit einem Augenarzt. Das wird alles auch noch einmal in Istanbul vor Ort untersucht. So geht man aber sicher, dass ein Eingriff auch möglich ist und nicht nachher umsonst Kosten und Aufwand hatte. Ich hatte also mein Go!

Daraufhin schaute ich im Kalender der Website nach freien Terminen und reservierte mir mittels des Anmeldeformulars diesen. Man kann auch direkt eine Email schreiben. Die Bestätigung kam mit allen notwendigen Informationen innerhalb von zwei Tagen via Mail. Auch sämtliche Erläuterungen zum Ablauf der Tage vor Ort, zu den Kosten sowie der OP selbst waren in der Mail enthalten. Aufklärung und Transparenz aller erster Sahne 🙂 

Jetzt musste nur noch der Flug gebucht werden. Unterkünfte kann die Klinik buchen oder man selbst reserviert eine. Das war’s! Mehr war nicht notwendig.

Leben ohne Brille, ich komme!

Und schon zwei Wochen später saßen mein Freund und ich im Flugzeug nach Istanbul. Wir wurden am Flughafen von dem lieben Fahrer/Manager/Assistent der Klinik abgeholt und in unser Apartment gefahren. Wir schwatzen nett während der Autofahrt und er erklärte uns noch einmal den Ablauf der nächsten Tage. Am nächsten Morgen wurden wir abgeholt und es ging in die Klinik. Es handelt sich hierbei um eine moderne Privatklinik für ambulante Behandlungen. Man kann es sich auf dem Sofa gemütlich machen, bereitgestellte Snacks futtern und verschiedenste Getränke wählen. Ich bekam pupillenerweiternde Tropfen. Es folgte eine klassische Voruntersuchung zur Bestimmung der Werte, Eignung etc. Danach fand die detaillierte Aufklärung zu allen OP-Schritten statt. Dies soll zum einen die Angst nehmen, zum anderen soll man nicht, da man ja während der OP bei vollem Bewusstsein ist, in Panik verfallen aufgrund all der Geräusche und Vorgänge. Eine letzte Untersuchung gab es anschließend noch einmal und dann hatten wir etwa zwei Stunden zur freien Verfügung. 

Die Klinik ist super gelegen, nur etwa fünf Minuten vom Bosporusufer entfernt. Wir spazierten dieses entlang und aßen in einer Seitenstraße zu Mittag. Dann ging es zurück in die Klinik. Nun ging es gleich los und ich wurde richtig nervös. 

Es geht ans Eingemachte

Plötzlich war ich mir gar nicht mehr richtig sicher, ob eine Laser-OP nicht doch ein Fehler ist. Aber zu spät. Ich wurde in den OP-Saal geführt und auf der Liege platziert. Mir wurde eine Decke angeboten, die ich, obwohl ich tatsächlich etwas zitterte (wohl eher aus Angst), dankend ablehnte. Das angebotene Kuscheltier nahm ich hingegen, gerne in Empfang. Es ging los. Meine Augen wurden mit einer Folie abgedeckt und das zu behandelnde Auge frei gelegt. Eine Augenklemme wurde an mein Auge fixiert um dieses offen zu halten. Meine Auge wurde mit Betäubungstropfen getränkt, mit Alkohol gesäubert und getrocknet. Ich musste dabei immer auf einen leuchtend grünen Punkt schauen. Meine Nervosität stiegt immer mehr.  Obwohl ich tatsächlich nichts spürte, hatte ich Angst vorm nächsten Schritt. Dann wurde gelasert. Es waren nur einige Sekunden. Dann wurde mir eine Schutzlinse eingesetzt und gut wars. Fertig! Das Auge war fertig.

Nun wurde diese Prozedur am zweiten Auge wiederholt. Ich spürte wieder nichts und versuchte mich auf die Musik, die laut im Hintergrund dudelte zu konzentrieren um mich abzulenken. Die jeweiligen Schritte wurden von Frau Dr. Kandur und ihrem Team immer kommentiert. Es lief alles nach Plan. Nach nur zehn Minuten war es dann wirklich geschafft. Eigentlich war diese OP wirklich nicht schlimm: Keine Schmerzen, nicht einmal unangenehm fühlte es sich an. Einzig die Vorstellung, dass da gerade am Auge herumgewerkelt wird, war etwas komisch. Ansonsten war es wirklich gar nicht schlimm. Und ich bin, wie ihr vielleicht schon rauslesen konntet, sehr empfindlich, was meine Augen angeht. 

Um  meine sehr trockenen Augen feucht zu halten, wurden mir noch sogenannte Plugs in meinen Tränenkanal eingesetzt, die sich nach drei Monaten selbst auflösen. Direkt nach der OP konnte ich zwar besser sehen als vorher ohne Brille, aber alles war noch etwas trüb. Wir bekamen noch Medikamente, eine Sonnenbrille, und Instruktionen mit auf dem Weg und dann wurden wir zurück ins Apartment gefahren. Ich schlief erst einmal ein wenig. Abends gingen wir in ein Restaurant. Die Nacht über passierte auch nichts Aufregendes. Aber am nächsten Tag hatte ich ein starkes Brennen in den Augen und meine Sehleistung schwankte sehr. Ohne Betäubungstropfen hielt ich es nicht aus. Das sollte noch die nächsten zwei Tage so weiter gehen. Wir riefen in der Klinik an und erkundigten uns, was man machen könne. Geduldig wurde uns alles erklärt. So erkundeten wir Istanbul trotzdem. Solange die Tropfen wirkten, war auch alles gut, nur sobald die Wirkung nachließ, hatte ich starke Schmerzen. 

Am zweiten Tag nach der OP hatte ich eine Nachsorgeuntersuchung in der Klinik. Dabei nahm mir Dr. Kandur jegliche Sorgen und beruhigte mich, dass spätestens in zwei Tagen die Schmerzen aufhören werden und sich die Sehleistung über die nächsten Wochen einstellen wird. Dann wurden wir zum Flughafen gefahren. Für die Woche nach der OP musste ich regelmäßig Medikamente nehmen, draußen eine Sonnenbrille tragen, einige Dinge berücksichtigen (wie kein Shampoo in die Augen, keine Ballsportarten etc.) und sechs Tage nach der OP die Schutzlinsen herausnehmen. Das waren also die letzten Linsen in meinem Leben.

Das Leben danach

Bei Fragen hätte ich jederzeit Frau Kandur kontaktieren können. Außerdem habe ich 5 Jahre Garantie, sollten die Augen nicht (mehr) das erwünschte Ergebnis zeigen.

Dadurch, dass sich die Augen erst langsam einstellen, hatte ich nicht dieses krasse WOW-Erlebnis. Erst zwei Wochen danach realisiere ich langsam, dass ich keine Brille mehr brauche, dass ich morgens aufstehe und ich kann sehen, dass ich keine Kontaktlinsen trage, dass meine Augen tatsächlich so gut sind. Ich bin noch nicht bei 100%, aber ich muss auch noch einen Monat Tropfen nehmen. Es wird von Tag zu Tag besser, obwohl es jetzt schon auf einem Level ist, dass ich selbst zum Autofahren keine Sehhilfe benötige. Ich bin schon jetzt extrem zufrieden mit dem Ergebnis und bin froh, es gemacht zu haben. Es ist ein völlig neues Lebensgefühl, das ich jedem wünsche. Es ist toll sich so frei bewegen zu können. 

Ich möchte hier keine Werbung machen, sondern weiß, dass eine schwache Sehleistung das Leben durchaus beeinträchtigen kann. Der Wunsch, sich unabhängig und frei bewegen zu können, ist mir durchaus bekannt, so auch die Sorgen und Ängste, die mit dem Gedanken an eine Augenlaser-OP verbunden sind.

Ich will diejenigen ermutigen, die eben einen solchen Wunsch hegen, sich bisher aber nicht getraut haben. Denn ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht mehr auf eine Sehhilfe angewiesen zu sein, sondern in allen Situationen und immer sehen zu können! Man gewinnt so viel an Lebensqualität.

Direkte Erfahrungsberichte sind dafür Gold wert. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, diesen Artikel zu schreiben. Ich würde jedem und jederzeit diese Klinik empfehlen. Natürlich sind auch andere Kliniken super. Nur ich kenne eben nur diese und kann deshalb auch nur diese empfehlen. Eine Laser-OP ist keine notwendige Operation. Man entscheidet sich freiwillig dafür. Das macht die Entscheidung für einen solchen Eingriff auch ungleich schwieriger. Hat man aber ein gutes Gefühl bei der Sache, fällt eine Entscheidung vielleicht leichter. Ich habe mich in der Klinik in Istanbul sehr gut aufgehoben gefühlt und bin froh, dass ich mich durchgerungen habe, es machen zu lassen. Ich glaube trotzdem, dass so eine intensive und selbstverständliche Betreuung wie ich es in Istanbul erfahren durfte, nicht unbedingt zum Standard gehört. Daher bin ich auch so begeistert von dieser Klinik. 

Wenn ihr Fragen habt dazu, beantworte ich die euch natürlich sehr gern 🙂

Habt ihr euch schon eure Augen lasern lassen? Wo? Und wie bewertet ihr diese Erfahrung? Bin gespannt auf eure Berichte 🙂

Ist es moralisch verwerflich in politisch bedenkliche Länder zu reisen?

War es vor 2/3 Jahren noch eher unbedenklich in die Türkei zu reisen, überlegte man es sich seit den vielen Anschlägen im Jahr 2016 zweimal, ob man nicht doch lieber auch nach Thailand, Griechenland oder Malle fliegen sollte.  Die politischen Spannungen der letzten Tage haben nun ihr Übriges dazu beigetragen: Der deutsche Tourismus in der Türkei liegt brach.  

In Istanbul keine Spur von Touristen – und Konflikten

Von dieser Tatsache konnte ich mich vor einer Woche überzeugen. Die Hotels bleiben leer, Bazare und große Menschenansammlungen werden von den Deutschen gemieden. Sicher, es ist nicht gerade Hochsaison, aber für eine Städtereise übers Wochenende herrschen ideale Bedingungen: Es ist Nebensaison und somit günstiger als in der Hauptsaison, das Wetter ist eh noch nicht ideal für den Strand und kurze Ausflüge bereichern den Alltag.* Dabei bietet Istanbul alles, was das Reise-Herz begehrt. Es ist eine aufregende, extrem vielseitige Stadt mit günstigem Essen und Fortbewegungsmitteln, Kultur, Shopping und wunderbaren Menschen. Bis auf die Händler auf dem Grand Bazar, die anscheinend lediglich darauf aus sind, Touristen abzuzocken, erlebte ich die Türken in Istanbul als ein freundliches und offenherziges Volk. Ich hatte in keinem Moment Angst vor einem Anschlag und so schien es allen zu gehen. Obwohl reges Treiben herrschte, war die Atmosphäre sehr entspannt. 

Nun ist die Situation zwischen Deutschen und Türken schärfer geworden – könnte man zumindest meinen. In Istanbul ist davon nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil, ich wurde überall herzlich aufgenommen und kam mit vielen Menschen ins Gespräch. Die meisten dieser Leute äußerten sogar harsche Kritik an der türkischen Regierung und große Bedenken, was die Zukunft betrifft. Dieser Eindruck entstammt natürlich nur meiner eigenen Erfahrung und lässt sich, wenn überhaupt, nur auf die Menschen in Istanbul beziehen. Dennoch spiegelt die Politik eines Landes nicht per se die Einstellung der Bevölkerung wider. 

Wenn Menschen aufgrund der politischen Gegebenheiten leiden müssen

Und damit sind wir beim Thema. Es ist richtig, politische Strukturen und Machthaber zu benennen und anzuprangern, welche Menschenrechtsverletzungen begünstigen, tolerieren oder gar unterstützen. Und es ist auch richtig, sich dafür einzusetzen, diese Defizite zu eliminieren.

Aber ist es der richtige Weg dieses Land dann zu boykottieren? 

Die Menschen, die darin leben mit zur Verantwortung zu ziehen und auch diese zu boykottieren? Ja, auf Missstände soll aufmerksam gemacht werden und auch die Bevölkerung jenes Landes darf die Augen nicht davor verschließen. Aber die Bevölkerung abzulehnen halte ich für kein adäquates Mittel. Denn zum einen kann dies, da wir ja dann alle unter Generalverdacht stellen, ein Feindbild auf der anderen Seite hervorrufen. Zum anderen können wir die Bevölkerung nicht direkt erreichen. Ich bin der Meinung, dass sich durch einen einfachen Dialog beider Völker ein Verständnis für den anderen einstellen und Klarheit auf beiden Seiten geschaffen werden kann. Man kann sich über seine Positionen, Befürchtungen und Erwartungen austauschen und somit eine ganz andere Verbindung zu diesen Menschen aufbauen. 

Denn auch nur so erfuhr ich, wie es den Menschen in Istanbul ergeht. Sie leiden unter der Regierung, haben Angst weggesperrt zu werden und fühlen sich dieser Situation ohnmächtig gegenüber. Sie leiden, weil Ihnen Kundschaft fehlt. Und sie leiden, weil eine weltoffene Stadt (ein weltoffenes Land) so zerstört wird.

Istanbul ist wirtschaftlich  nicht einzig vom Tourismus abhängig. Es ist auch das Finanz-, Handels- und Kulturzentrum der Türkei. Der Wegfall von Touristen tut zwar weh, es bedeutet aber auch nicht den Untergang für diese wunderbare Stadt. Für andere Regionen kann dies jedoch der Fall sein. Es werden somit Existenzen zerstört. Statt eines Denkzettels, der wünschenswerterweise zur Änderung des Verhaltens führt, verpasst man der anderen Partei mit seinem ablehnenden Verhalten einen tiefen Schlag in die Magengrube. Auf diese Weise wird sich womöglich die Missgunst zwischen beiden Nationen nur noch vertiefen. 

Solche politischen Spannungen entstehen häufiger. Denkt man doch nur zurück an die Russland-Krise im Jahr 2014 als von der EU sogar Sanktionen verhängt wurden, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch hier führte das Verhalten der Regierungen zu Generalisierungen der deutschen Bevölkerung den Russen gegenüber, obwohl die russische Bevölkerung selbst unter dieser nicht selbst gewählten Situation sehr litt. Doch manchmal kann man keinen harten Cut zwischen dem Verhalten der Regierung und deren Bevölkerung machen. Dann wird es schwierig. 

Was wenn die Gesellschaft nach diesen moralisch verwerflichen Regelungen lebt?

Für uns kann etwas moralisch verwerflich sein, für eine andere Gesellschaft völlig legitim. Was also, wenn von uns empfundene Missstände durch das Zutun der Bevölkerung etabliert werden? 

In diesem Fall könnte man tatsächlich jenes Land meiden. Es gibt viele Staaten, in denen beispielsweise die Frauenrechte bei weitem nicht an die innerhalb Deutschlands herankommen. Ob man sich das als Frau ‚antun‘ und in jenes Land reisen muss, ist natürlich ein Gedanke. Doch gibt man dem keine Chance, hat man vielleicht selbst nie die Gelegenheit, die Situation zu verstehen, zu sehen, dass es so viele Andersdenkende auch in diesen Ländern gibt und man hat auch vielleicht nie die Möglichkeit eine Veränderung der dortigen Missstände zu bewirken. Und ich meine an dieser Stelle nicht, dass das deutsche System und die hiesige Demokratie das Nonplusultra darstellt und auf jedes andere Land angewandt werden sollte. Ich rede von wirklichen Menschenrechtsverletzungen, von denen der humane Verstand von Natur aus weiß, dass das so nicht richtig sein kann. 

Letztlich besteht doch jedes Land aus dessen Bewohnern und nicht aus der Haltung und Handlung der machtbesessenen Politiker. Es sind die Menschen, die dahinter stehen und die meisten wollen, wie Du und ich, ein friedliches Leben führen. Gib ihnen die Chance Dich und deine Überzeugungen kennenzulernen. Denn beschäftigt man sich mit der fremden Kultur – völlig unvoreingenommen – lernt Land und Leute sogar persönlich kennen, kann dies die Augen öffnen. Vielleicht werden eigene Wertvorstellungen über Bord geworfen oder aber man erreicht Personen des anderes Landes.

Und ich finde, das ist es allemal Wert – auch wenn es Kapital in ein vielleicht marodes System spült.

 

Wie seht ihr das? Würdet ihr ein solches Land bereisen? Ich bin gespannt auf eure Meinung dazu!

 

*Reisen mit Flugzeugen sollten trotzdem aufgrund der starken Klimabelastung nicht all zu oft in Anspruch genommen werden.

Photo by: dekade https://flic.kr/p/4kEmsP

Haben Kinder einen Platz in der deutschen Gesellschaft?

Beziehungsweise wo befindet sich dieser?

Diese Frage stelle ich mir seitdem ich selbst Mutter bin – und gesehen habe wie diese kleinen Wesen außerhalb Deutschlands behandelt werden.

Wenn du einmal darüber nachdenkst, was sind die Reaktionen, wenn du mit deinem Kind in der Bahn, beim Einkaufen, bei Vorträgen, bei Behörden, in Restaurants…(diese Liste ließe sich beliebig lang fortführen) auftauchst? Meiner Erfahrung nach sind Kinder meistens mehr oder minder gern gesehen, so lange sie ruhig und artig sind. Oder sie werden nicht wirklich wahrgenommen. Doch sobald sie lauter werden oder gar schreien, werden wir Eltern mit bösen Blicken abgestraft. Und manchmal erfolgt tatsächlich eine mündliche Ermahnung.

Babys und Kinder, die kleinen Plagen

Lange Zeit hielt ich das auch für völlig legitim und in Ordnung. Ich kenne es ja auch nicht anders. Seit der Geburt meiner Kinder waren mir, kam es dazu, dass mein Baby nicht einfach still vor sich hinschlief, diese Situationen extrem unangenehm und ich fühlte mich schuldig, all diese Leute mit meinem Baby zu stören. Nach und nach merkte ich jedoch, dass Kinder allem Anschein nach nirgends willkommen sind.

Ich wollte trotz Baby weiter studieren, doch mir wurde untersagt mein Kleines mitzunehmen oder gedroht aus dem Kurs zu fliegen, sobald ich einmal den Seminarraum verlassen würde, um mein Kind zu stillen oder zu beruhigen. Einzig ein Professor freute sich darüber, ein Baby dabei zu haben und bezeichnete wahrhaftig das Schreien des Kleinen während eines Seminars als ‚Ruf des Lebens‘. Und so ein abwertendes Verhalten gegenüber mir bzw. meinen Kindern war keine Seltenheit. Auch bei anderen erlebe ich so etwas Tag für Tag mit.

Erst letztes Wochenende ergab sich Folgendes: Ich nahm an einem Workshop für einen guten Zweck teil. Es war eine tolle Stimmung, es gab tolle Leiter und Themen. Es war sogar ein junges Elternpaar mit ihrem kleinen Baby mit von der Partie. Doch genau dieses Baby, obwohl es den ersten Tag den kompletten Workshop über ruhig und freundlich war, fing am zweiten Workshop-Tag während eines Vortrages an zu schreien. Mich störte es in keinster Weise. Aber ja, ich habe selbst Kinder. Wenn man wollte, konnte man dem Vortrag aber gut folgen. Doch dann fing der Sprecher bewusst an zu stocken, um den jungen Eltern zu vermitteln: Das Kind ist so hier nicht willkommen. Da diese jedoch ‚nur‘ in dem Maße reagierten, wie sie es auch schon zuvor versucht hatten, indem sie das Kleine lediglich am Platz versuchten zu beruhigen, empfahl er, dass doch einer mit dem Baby rausgehen solle, weil es störe.

Und genau das ist der Punkt! Auch wenn jetzt viele meinen, dass es doch kein Problem ist, kurz mit dem Kind raus zugehen, weil die Lautstärke ja wirklich störe, ist das Problem diese empfindliche und negative Sicht auf die Kinder. Genau dieses Verständnis von Kindern hätte auch ich gehabt, wäre ich nicht im Ausland gewesen.

Spanien, Jordanien Thailand – a Baby’s paradise?

Denn dort habe ich gelernt, dass das Schreien eines Kindes nichts Furchtbares ist, nichts Störendes, nichts Nerviges, sondern dass es genauso zu einem Baby dazugehört wie das Lachen und Schlafen auch. Das Verhalten dieser Menschen auf das angeblich unpassende Verhalten meines Babys stand im krassen Kontrast zu dem, was ich in Deutschland erlebt habe und immer noch erlebe.

Bei einer Sieben-Stunden Busfahrt in Thailand, fing mein Kleiner plötzlich an zu schreien (und er war ein sehr entspanntes Baby, weshalb ich mir das Reisen überhaupt mit ihm zugetraut hatte) und ließ sich nicht beruhigen. Was taten die anderen Passagiere? Nein, sie rollten nicht genervt mit den Augen oder runzten provokativ, sondern nahmen mir den Kleinen ab und fingen ihn an zu bespaßen und wollten ihn wieder zum Lachen bringen – nicht um ihretwillen, sondern damit er nicht mehr traurig ist. Diese Reaktion berührte mich zutiefst. Hier darf ein Baby Baby sein.

Auch während einer wichtigen Sicherheitsdurchsage in Jordanien oder Ansage in der Madrider Metro wurde er kurz laut, statt strafender Blicke, herrschte eine tröstende und verständnisvolle Atmosphäre. Und die Menschen schienen sich auch wirklich nicht von dem Geschrei beirren zu lassen – und das probierte ich aus.

Ist es möglich, das Geschrei zu ignorieren, sofern es natürlich nicht mein Baby ist, und sich sogar auf das Gesagte konzentrieren zu können? Ja, es ist möglich! Und das ohne große Mühe. Es ist einfach nur die Einstellung. Sich nicht darauf konzentrieren sich über dieses weinende Kind aufzuregen und zu ärgern, sondern als ‚white noise‘ wahrzunehmen, also als ein monotones Rauschen – ok, soweit muss es nicht gehen, aber zumindest kann man eine Art Filter auf das Geräusch packen und es so nicht mehr als unangenehm empfinden.

Im Ausland werden Kinder oftmals ganz anders wahrgenommen – und in den Alltag integriert. Sie gehen mit ins Restaurant, mit zum Einkaufen, sogar zu Terminen. Kinder gehören dazu. So wie sie sind. Sie sind eine Bereicherung für die Gesellschaft. Sie machen das Leben bunt und aufregend.

Interessanterweise hatte ich kurz vor dem weiter oben erwähnten Workshop eine Unterhaltung mit einer ausländischen Studentin über das deutsche Verhalten Kindern gegenüber, da es selbst ihr  negativ aufgefallen war. Sie sah in der Einstellung der deutschen Gesellschaft gegenüber Kindern den Grund für die geringe Anzahl dieser. Denn viele Deutsche empfinden Kinder als Plagegeister – und das lassen sie auch deren Eltern wissen.

Und was sagt die Statistik?

Dass die Anzahl an Kindern jedoch nicht immer mit einer kinderfreundlichen Einstellung, sondern vielmehr mit strukturellen Gegebenheiten einhergeht, liegt auf der Hand, schaut man sich die Statistik an. Zwar weist Deutschland tatsächlich eine kleine Zahl auf (1,4 Kinder je Frau im Jahr 2015), doch liegt Spanien beispielsweise noch darunter mit 1,3 Kindern je Frau. Spanien ist weiterhin in der Krise und Jobs liegen nicht auf der Straße, Teilzeitarbeit ist nicht weit verbreitet und mit der Siesta, der Mittagspause von zwei Stunden, ist man auch erst gegen acht Uhr abends zuhause. Alles ungünstige Faktoren für ein entspanntes Familienleben. So sind eben diese Konditionen auch für ein weiteres Paradoxon verantwortlich. Die Franzosen belegen europaweit seit Jahren Spitzenplätze betrachtet man die Geburtenraten, obwohl diese doch als eher kinderunfreundlich gelten. Doch der Staat macht es den Franzosen leicht. Gesicherte, erschwingliche Kinderbetreuung und Steuervorteile sind nur einige Gründe hierfür. So korreliert die Einstellung Kindern gegenüber nicht unbedingt mit der Anzahl dieser.*

Auch die Mütter kriegen ihr Fett weg

Trotz dessen können fehlende Strukturen eben noch einmal mehr dazu führen, dass Frauen hierzulande beschließen später, weniger oder gar keine Kinder zu bekommen. Treffen dann also beide Faktoren zusammen, wird es schwierig für die Eltern, besonders für die Mütter. Zwar erleben auch Väter Beeinträchtigungen, doch sind es (noch) mehr Frauen, die solchen ausgesetzt sind. Dieser Beitrag handelt aber nicht von den politischen und arbeitsmarktspezifischen Schwierigkeiten für Schwangere und Eltern, sondern von der Einstellung der Gesellschaft diesen gegenüber. Denn diese macht auch nicht vor dem Arbeitsplatz halt. Ich kenne die Situation nur zu gut, wenn eine junge Mama, gerade wieder in den Beruf eingestiegen, sich für die Betreuung ihres kranken Kita-Kindes mehrmals im Jahr abmelden und rechtfertigen muss. Vor allem das erste Kita-Jahr kann sehr hart werden. Das Kind nimmt alle Krankheiten mit, oftmals stecken sich auch noch die Eltern an. Als wäre dieser Umstand nicht schon fordernd genug, beschweren sich die Kollegen über die vielen Fehlzeiten und machen es der Mutter umso schwieriger.  

Was also tun? Gar nicht erst wieder in den Beruf bis das Kind halbwegs übern‘ Damm ist? Gar keine Kinder bekommen? Stillschweigend erdulden? Oder einfach seinen Standpunkt vertreten und Verständnis einfordern? Obgleich die letzte Option am entferntesten scheint, ist sie wohl die einzig richtige!

Kinder sind weder Plage noch Strafe, Kinder sind großartige Geschöpfe, ohne die die Welt sehr viel ärmer wäre. Ohne Kinder gäbe es keine Hoffnung und keine Zukunft. Der dystopische Film Children of men macht einem bewusst und vermittelt, wie ich finde, einen sehr guten Eindruck, wie ein Leben ohne Kinder aussehen würde. All diejenigen, für die Kinder nur Ballast darstellen, sollten sich diesen Film unbedingt zu Gemüte führen. Vielleicht verändert dieser die Sichtweise auf die Kleinsten in unserer Mitte.

Ich plädiere für eine selbstbewusste Einstellung als Eltern, für einen offenen Umgang mit Kindern, selbst als Vorbild voranzugehen und anderen Eltern in prekären Situationen Mut zu zusprechen und die Situation durch liebgemeinte Worte, Trösten des Kindes oder einem Lächeln zu entschärfen und somit allen Anwesenden zu zeigen: Kinder sind eine Bereicherung für unsere Gesellschaft! Kinder gehören aktiv in unser Leben integriert.

Es ist eben auch Sache des Vorgesetzten, für eine friedliche Stimmung am Arbeitsplatz zu sorgen und sicherzustellen, dass niemand eine Mehrbelastung durch das Fehlen der Kollegin, welche ihr krankes Kind zuhause pflegen muss, erfährt.

Ein Paradigmenwechsel muss her

Ausgeschlossen aus Vorlesungen, Workshops, dem Kollegium und gesellschaftlichem Leben – so erleben es viele Eltern. Diese ablehnende Haltung, die den jungen Eltern entgegenschlägt, ist tief in unserer Gesellschaft verankert – und muss durchbrochen werden! Deutschland ist nicht per se gegen Kinder. Es gibt sogar sehr viele kinderfreundliche Deutsche und Angebote – allerdings finden die meisten Aktionen abgegrenzt von dem Leben anderer Erwachsener statt (dazu gibt es zahlreiche Artikel z.B. diesen hier). Es gibt zweifelsohne auch viele Länder, die kinderunfreundlicher sind als Deutschland. Das heißt aber nicht, dass die Situation in Deutschland solide ist. Deutschland ist auf diesem Gebiet sicher kein Vorreiter. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer am Horizont: Seit 2016 liegt die Anzahl an Kindern pro Frau in Deutschland bei 1,5. Es gibt ergo mehr Geburten pro Frau. Stellt dies vielleicht den ersehnten Wandel in der Gesellschaft dar? Ändern sich die Werte und Einstellungen bezüglich Kinder vielleicht bereits?

Ich möchte hier auch nicht gegen vor allem Kinderlose wettern, sondern an eine gegenseitige Rücksichtnahme appellieren. Natürlich können Kinder nicht nur das machen, wonach ihnen der Sinn steht. Da müssen die Eltern eingreifen. Denn auch die Bedürfnisse der Mitmenschen müssen respektiert werden. Die festsitzenden Einstellungen dürfen hin und wieder hinterfragt werden. Ich fände eine Spaltung der Gesellschaft in Familien und Kinderlose traurig und selbstzerstörerisch. Eine bunte, gemischte Gemeinschaft ist das, was zukunftsträchtig ist.

Die Kinder sind unsere Zukunft. Das ist nicht nur eine hohle Phrase. Wir sollten vielleicht alle wieder mehr mit und von den Kindern lernen – und so ganz natürlich die Stellung der Kinder ändern: Von der Peripherie in die Mitte der Gesellschaft.

Wie sind eure Erfahrungen? Erlebt ihr Deutschland vielleicht sogar als kinderoffenes Land oder könnt ihr meine Erfahrungen bestätigen? Was muss sich verändern? Ich freue mich über eure Kommentare dazu 🙂

 

 

 

*Quelle: http://laenderdatenbank.weltbevoelkerung.de/indikator/gesamtfruchtbarkeitsrate

Photos by (in order of appearance): Red Riding Wolf ; Dylan Duvergé; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nochildren.png#/media/File:Nochildren.png

Ausrüstung für Reisen mit Kindern

Egal ob backpacken, zelten oder wandern, auf das folgende Equipment würde ich dabei nicht mehr verzichten wollen!*

Das ultimative Babyreisebett – der Deryan

Er ist das handlichste, praktischste und einfachste Babybett, das ich kenne. 

Die Trage für alle Fälle – Kid Comfort 3

Für unseren Sohn gab es damals nichts Besseres.

Gehört zur Grundausstattung – der Ergo Baby Carrier

(Vollständiger Artikel folgt in Kürze!)

 

 

*Ich habe keinerlei Kooperationen mit den Firmen. Es sind lediglich Produkte, von denen ich zu 100% überzeugt bin und sie deshalb hier vorstellen möchte 🙂

Backpacken mit Kindern

Mittlerweile gibt es ja eine Vielzahl an Blogs und Berichten zu diesem Thema. Daher möchte ich hier einen Überblick über das Wesentliche geben – natürlich aus meiner Sicht 😉

Das Wichtigste zuerst

Kinder sind kein Grund nicht mehr zu reisen und selbst backpacken – also nur mit dem Rucksack bewaffnet low-budget-mäßig ohne Vorbuchungen unterwegs sein – ist ohne Probleme möglich (Ausnahmen weiter unten)! Es ist ein anderes Reisen, aber weder schlechter noch besser –  einfach anders. Auch die Anzahl der Kinder und das jeweilige Alter dieser geben die Richtung vor. Daher hier eine kleine Unterteilung mit geeigneten Reisezielempfehlungen, Extra-Kosten und Besonderheiten.

Reisen mit Babys bis 1 Jahr*

Meiner Meinung nach sind Babys ideale Reisebegleiter. Sie brauchen, sofern man stillen kann, nichts als Muttermilch und Nähe. 

Geeignete Destinationen

Eigentlich gibt es hier keine Einschränkungen. Ich nutze meistens ein Babytragesystem. Somit bin ich von der Qualität der Straßen und Wege unabhängig. Nur in sehr, sehr heißen oder kalten Orten können der enge Körperkontakt bzw. die fehlenden Polsterungsmöglichkeiten für das Baby unangenehm werden, sodass ich dort eher einen Kinderwagen empfehlen würde. In heißen Gegenden sollte man die Mittagszeit meiden, Schattenplätze bevorzugen und vielleicht extra Wasser anbieten. Für stärkere Kälte würde ich zu keinen extra Vorsichtsmaßnahmen raten, solange das Baby dick eingepackt ist. Ich war mit meinem Baby auch schon bei -12°C draußen und meiner Kleinen hat es am wenigsten ausgemacht, da sie schön wollig warm in einen Schneeanzug und Fußsack gekuschelt wurde.  Generell gilt hier: Immer im Nacken testen, ob das Kleine schwitzt oder sich zu kalt anfühlt.

Extra Kosten

  • Nahrungsmittel: Keine, sofern man stillen kann.
  • Hygieneartikel: Windeln kosten in den meisten Ländern schon mehr als in Deutschland. Hier muss man sich folglich auf etwas mehr Kosten einstellen. Das Gleiche gilt für Feuchttücher.
  • Transport: Bei den meisten Airlines müssen Kinder bis zu 2 Jahre meistens nur einen geringen Aufpreis zahlen. Sie erhalten dafür zwar auch keinen Sitzplatz, aber oftmals darf man ganz vorne im Flugzeug sitzen und das Baby in das eigens dafür zur Verfügung gestellte Babybettchen legen. Wir saßen mal auf einem Flug ganz hinten und hatten zwischen Fenster und Sitzplatz einen kleinen Freiraum. Den bauten wir zu einer gemütlichen Liegewiese aus und unser Kleiner schlief den kompletten Flug über. 
  • Unterkunft: In den meisten Unterkünften sind Kinder bis mindestens 4 Jahre frei. Entweder es kann mit im Bett schlafen oder man kann ein Reisebett mitnehmen (ich empfehle an dieser Stelle ganz klar, das Deryan-Reisezeltbett).

Besonderheiten

Beim Flug

  • Ich würde versuchen nachts zu fliegen. Dann besteht eine gute Chance, dass das Baby auch etwas mehr schläft. Sollte es doch etwas lauter werden, kannst du ja ein paar ‚Notfall-Kits‘ für die umliegenden Fluggäste vorbereiten mit Ohropax, Bonbons und einem süßen Entschuldigungszettel.
  • Außerdem sollte immer etwas Spielzeug mit an Bord genommen werden.
  • Bei Fliegen mit Kindern gibt es den Vorteil, dass man Extra-Gepäck mitnehmen kann wie etwa ein Reisebett und Buggy oder sonstiges .

Sonstiges

  • Im ersten Jahr erhält man ja auch noch Elterngeld und ist meistens in Elternzeit. Es lohnt sich diese Zeit als Familie zu nutzen – es muss ja auch nicht gleich ein ganzes Jahr sein.

Reisen mit Babys bis 2 Jahre

Das Kind möchte schon selbst erkunden und lernt langsam seine Persönlichkeit zu entwickeln. 

Geeignete Destinationen

Das Baby hat nun einen stärkeren Bewegungsdrang. Dem sollte man auch ab und zu nachgeben (können). Denn auch der Wille kommt so langsam zum Vorschein. Meinen Erfahrungen nach sind beispielsweise Städtereisen in sehr regnerische und dazu frische Gebiete eher ungeeignet. Dagegen sind Strände, Bauernhöfe oder Orte mit angrenzenden Spielwiesen oder anderen Kindern perfekt. Einen Carrier würde ich, sofern es das Kleine noch zulässt, auch hier wieder empfehlen. Ansonsten finde ich eine Kraxe, also ein Backpack mit integriertem Kindersitz (Deuter-Kid Comfort 3), extrem praktisch. Das Kind kann so ideal transportiert werden, sieht viel, hat Bewegungsfreiraum und kann darin auch schlafen. Die meisten Kraxen können abgestellt werden, dann hat man gleich einen Kindersitz. Auch die Kindersachen hat man immer parat. Und man ist wieder einmal unabhängig vom Terrain.

Extra Kosten

  • Nahrungsmittel: Sollte das Kleine noch Brei essen, muss man entweder versuchen, selbst Früchte und Gemüse zu pürieren oder in den sauren Apfel beißen und Babygläschen kaufen, die im Ausland teurer sein können. Wenn der Krümel schon unpürierte Nahrung essen kann, ist es einfach. In allen Ländern gibt es Speisen die kindergeeignet sind.
  • Hygieneartikel: Siehe Hygieneartikel bei Babys bis zu 1 Jahr.
  • Transport: Siehe Transport bei Babys bis zu 1 Jahr. Wenn man mit Sitzplatz bucht, gibt es Airlines bei denen es trotzdem nicht gleich der volle Preis ist. Die Kinder bekommen meistens kleine Aufmerksamkeiten und können sich auch von der Bordunterhaltung berauschen lassen.
  • Unterkunft: Siehe Unterkunft bei Babys bis zu 1 Jahr

Besonderheiten

Beim Flug

  • Hier gilt das Gleiche wie schon bei Babys bis zu 1 Jahr. Nur muss man ggf. noch mehr und aktiver zur Unterhaltung der Kleinen beitragen. Also auch nicht Papier und Stifte sowie Bücher vergessen.
  • Es ist übrigens erlaubt, Babygläschen und -getränke mit an Bord zu nehmen. Es kann zwar passieren, dass diese geöffnet werden, aber mitnehmen geht in jedem Fall.

Reisen mit Kindern bis 3 Jahre**

Das Kind kann aktiv und bewusst am Urlaub teilnehmen und Wünsche äußern. 

Geeignete Destinationen

Da die meisten Kinder in diesem Alter sehr mobil sind, können sie selbst laufen. In Notfällen kann man sie ja auch ein Stück tragen. Zu steil oder zu weit sollte man die Kleinen aber auch nicht laufen lassen, da das ja schon für uns Erwachsene sehr anstregend sein kann. Jetzt können auch schon Museen und andere Unternehmungen für Kinder interessant sein. In diesem Alter sind es schon kleine Erwachsene, sie können äußern, wenn ihnen etwas fehlt bzw. sie etwas stört. Somit sind eigentlich alle Destinationen geeignet. Ein wenig altersentsprechende Unterhaltung (Spielplätze, andere Kinder, Tiere) schadet trotzdem nicht.

Extra Kosten

  • Nahrungsmittel: Die Kleinen essen das, was auch wir essen und können probieren, was ihnen schmeckt.
  • Hygieneartikel: Windeln sind nicht mehr notwendig, somit fallen hier keine Kosten mehr an.
  • Transport: Es kann leider sein, dass das Kind den gleichen Flugpreis bezahlt wie die Eltern.
  • Unterkunft: Siehe Babys bis zu 1 Jahr.

Zusätzliche Infos

Normalerweise schlafen wir in sehr günstigen Unterkünften, also entweder Guesthouses oder Hostels. Es lohnt sich auf jeden Fall ein Babyphone oder eine Babyphone-App zu nutzen. So kann das Kind schon schlafen und man selbst muss nicht im Zimmer bleiben. Aber immer gut abschließen und Gefahrenpunkte (offener Balkon, Kabel, spitze Gegenstände etc.) ausschließen bzw. beseitigen. Wir waren auch schon mal mit Kind couchsurfen. Sofern die Hosts kinderfreundlich sind, sehe ich auch dies als passende Alternative. 

In den meisten Ländern sind die Menschen unheimlich kinderfreundlich – oftmals viel mehr als in Deutschland selbst. Da dürfen Kinder auch mal in Restaurants oder Bussen laut werden und sind auch so gern gesehene Gäste. Thailand ist, denke ich, auf diesem Gebiet nicht zu schlagen. Thailänder lieben kleine Kinder. In Restaurants kann man ganz gemütlich seine Mahlzeit verzehren, währenddessen bespaßen andere Gäste oder selbst die Angestellten dein Kind. Wir konnten selbst zu zweit schwimmen gehen, während eine Thailänderin auf unseren Kleinen aufpasste. Natürlich sollte man nicht unvorsichtig werden und etwaige Gefahrensituationen abwägen, aber man kann hier gut seiner Intuition trauen. 

Wann backpacken mit Kindern zur Herausforderung wird

Abraten würde ich davon mit Kindern auf diese Art zu reisen, wenn man hochschwanger ist. Sollte es nur die Reise zu einem gemütlichen Strandaufenthalt werden, steht eine Schwangerschaft dem natürlich nicht im Wege, aber Trekkingtouren, strapaziöse Fahrten und extrem unhygienische Zustände sind dann vielleicht doch zu viel des Guten. Selbes gilt, wenn Verletzungen oder Krankheiten an den Eltern nagen. 

Auch wenn sich das Kind gerade in einer sehr starken Autonomiephase befindet, sollte man vielleicht versuchen die Ziele und Unternehmungen möglichst kinderfreundliche zu gestalten (siehe ‚Geeignete Destinationen mit Kindern bis zu 3 Jahren‘)


Ihr seht also, es lohnt sich, bis auf wenige Ausnahmen, in jedem Fall auch mit Kindern zu verreisen. Die zusätzlichen Kosten sind dabei überschaubar. Einzig anfangs die Hygieneartikel bzw. wenn die Kleinen etwas älter sind, die Flugtickets können das Budget ein wenig ausdehnen. Und die intensiven Momente und Reaktionen der Kleinen auf eine ungewohnte Umgebung wird euch bestätigen, alles richtig gemacht zu haben 🙂

Was sind eure Erfahrungen mit Kindern auf Reisen? Hinterlasst dazu gerne ein Kommentar!


*Grobe Einteilung zur besseren Übersicht. Jedes Kind entwickelt sich anders und hat einen eigenen Charakter. Ich gebe hier nur meine Erfahrungen wieder

**Mit älteren Kindern habe ich noch keine eigene Erfahrung gemacht 😉